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Im Januar habt ihr für „Vrienden van het Lied“ (Friends of Song) vorgesungen. Was hat euch an diesem Vorsingen besonders gereizt und warum habt ihr euch entschieden, euch zu bewerben?
Valerie: „Ich habe Friends of the Song durch meine Duo-Partnerin Sofi kennengelernt. Wir hatten eigentlich schon geplant, letztes Jahr gemeinsam vorzusingen, aber ich war so sehr mit Konzerten beschäftigt, dass ich keine Zeit hatte. In der Zwischenzeit wurde sie mit der großartigen Mezzosopranistin Julia Kurig Yazaki aufgenommen und erzählte mir von der Zusammenarbeit mit Friends of the Song. Besonders gereizt hat uns die Möglichkeit, regelmäßig in einem intimen Rahmen für Menschen aufzutreten, die eine Leidenschaft für das Kunstlied haben. Das hat schließlich dazu geführt, dass wir uns als Duo ebenfalls angemeldet haben.“
Welche Musik lässt euer Herz schneller schlagen? Wer oder was inspiriert(e) euch?
Valerie: „Für mich ist es vor allem zeitgenössische Musik. Nicht die völlig abstrakte, die um jeden Preis etwas Neues sucht, sondern zeitgenössische Musik, der ich emotional und musikalisch folgen kann. Musik, die Geschichten in einer modernen musikalischen Sprache erzählt – geschrieben von Menschen, die die Welt in einer Zeit erleben, die meiner eigenen nicht allzu fern ist. Ich liebe auch die Herausforderung, die sie mit sich bringt. Zeitgenössische Musik ist zu Beginn oft viel anspruchsvoller zu erarbeiten. Aber gerade die Anfangsphase, in der ich noch nicht genau weiß, was der Komponist oder die Komponistin von mir will, macht mir großen Spaß. Mit der Zeit werden diese Werke umso persönlicher, weil sie mich zwingen, mich auf einer tieferen, intensiveren Ebene mit dem Inhalt auseinanderzusetzen.“
Wann hat euch das Kunstlied wirklich fasziniert?
Valerie: „Eigentlich erst, als ich Sofi kennengelernt habe. Sie hat mich die Magie des Kunstlieds wirklich spüren lassen – diese intensive, intime Auseinandersetzung mit Text und Musik, die man als enges, gleichberechtigtes Duo erlebt … Ich hatte schon Jahre zuvor Lieder gesungen und es genossen, aber in Sofi habe ich jemanden gefunden, zu dem ich eine so enge persönliche und musikalische Verbindung spüre, dass es pure Freude ist, die Geschichten gemeinsam zum Leben zu erwecken.“
Was bedeutet für euch das Verhältnis von „prima le parole“ und „prima la musica“?
Sofi: „Für uns sind Worte und Musik zwei Seiten derselben Seele. Das eine kann ohne das andere nicht atmen. Manchmal führen die Worte, manchmal die Musik – aber das Schönste ist, wenn beide gemeinsam fließen.“
Wie geht ihr als Musikerinnen mit Nervosität um?
Sofi: „Wir versuchen, mit unserer Nervosität befreundet zu sein. Wir lachen viel, machen manchmal gemeinsam Yoga oder springen einfach so hoch, wie wir können. Sie ist wie ein unsichtbarer Gast, der uns daran erinnert, wie wichtig und bedeutsam dieser Moment ist. Aber wenn wir sie in Musik verwandeln, wird sie zu einer Quelle der Kraft.“
Wie sehen die letzten zwei Stunden vor einem Konzert aus?
Sofi: „Es ist ein schwebender Moment, in dem äußere Ruhe auf inneres Feuer trifft: ein paar tiefe Atemzüge, ein stilles Gespräch mit Valerie, vielleicht ein letzter Kontakt mit den Klaviertasten – und dann eine feste Umarmung, in der wir unsere Energie teilen. Für mich ist das immer ein magischer Moment, weil Valerie Ruhe ausstrahlt und mir Sicherheit gibt. Dann kommt das Warten – bis der erste Ton erklingt.“
Nach einem Konzert geht das Publikum nach Hause. Was wünscht ihr euch, dass es mitnimmt?
Valerie: „Ich hoffe, dass das Publikum noch lange nach dem Konzert darüber nachdenkt und sich im besten Fall mit anderen Zuhörer:innen darüber austauscht. Unsere Programme sind oft nicht nur so zusammengestellt, dass sie angenehm zu hören sind. Sie tragen häufig eine bestimmte Spannung in sich, die auf Herausforderungen in der Welt und unseren Umgang damit verweist. Mein Wunsch ist, dass diese Themen hinterfragt werden und dass unser Konzert eine neue Perspektive oder ein Gefühl emotionaler Verbundenheit mit Themen hervorruft, die sonst vielleicht zu abstrakt oder zu fern bleiben würden.“
Was bietet Friends of the Song jungen Musiker:innen wie euch?
Beide: „Im Idealfall die Möglichkeit, für und mit Menschen aufzutreten, die eine Leidenschaft für das Lied haben – und das in einem warmen, unterstützenden Arbeitsumfeld, verbunden mit der Freiheit, unsere Programme selbstständig und mit vollständiger künstlerischer Freiheit zu gestalten.“